Diese Liste an Bergen hat sich bei mir eher zufällig ergeben. Wenn man eine Vorliebe für 3000er hat und abwechslungsreiche Touren sucht, landet man früher oder später auf diesen Gipfeln. Die meisten dieser Berge verbinde ich mit besonderen Bergerlebnissen. Hier ein paar Fotos und Zeilen zu den Touren.
1. Großglockner (3798 m) – Glocknergruppe – der spontane Tagesausflug
Route: Neues Lucknerhaus – Adlersruhe – Großglockner – und retour (1900 Hm, 18 km)
Irgendwann möchte wahrscheinlich jeder bergbegeisterte Österreicher am Großglockner stehen. Mitte Dezember in einem schneearmen Winter fassten ein guter Freund und ich um 19:00 am Abend des Vortages den spontanen Entschluss, auf den Großglockner zu gehen. Um 4:30 fuhren wir Richtung Kals und erlebten einen sehr schönen Bergtag. Wird durften den Berg abseits des Massenalpinismus erleben und trafen an diesem Tag keine 10 anderen Bergsteiger. Somit konnten wir den Berg in vollen Zügen genießen und ich muss sagen, dass auch der Normalweg ein sehr abwechslungsreiches Unterfangen ist und kein Touristentrampelpfad ist.
2. Wildspitze (3770 m) – Ötztaler Alpen – Kindheitserinnerungen
Route: Rofenhöfe – Mitterkarjoch – Wildspitze Nordgipfel – Wildspitze Südgipfel – Hinterer Brochkogel – und retour (1950 Hm, 15 km)
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Schon in meiner Jugend durfte ich die Wildspitze als Skitourenklassiker im Frühjahr kennen lernen. Damals jedoch mit Liftunterstützung und hunderten anderen Tourengehern. Die schönste Besteigung machten wir einmal als Bergtour im Herbst von Vent aus. Auf das Mitterkarjoch hinauf steckten wir dann zwar auch kurz im Stau aber schnell trennten sich unsere Wege und wir durften die Firnschneide zum Nordgipfel hinauf bei perfekten Bedingungen anspuren. Nach einer Gipfeljause stiegen wir vom wenig besuchten Nordgipfel über den Südgipfel ab und nahmen beim Abstieg noch den Hinteren Brochkogel mit, der nochmals einen schönen Blick auf die Wildspitze bot.
3. Großvenediger (3660 m) – Venedigergruppe – der spaltenreiche
Route: Neue Prager Hütte – Kleinvenediger – Großvenediger – Defreggerhaus – Frosnitztörl – Kristallwand – Badener Hütte (1850 Hm, 20 km)
Bei dieser Tour möchte ich die Freundlichkeit der Wirtsleute hervorheben. Bei beiden Hütten hatten wir ein Zimmerlager für uns und auf der neuen Prager Hütte bekamen wir schon zu einer unmenschlichen Zeit ein Frühstück. Da an diesem Tag nur ein kurzes Schönwetterfenster angesagt war, mussten wir sehr früh starten. Dafür durften wir beim Aufstieg über das Schlatenkees und den Kleinvenediger tollte Stimmungen genießen. Kurz unterhalb des Großvenedigers, wo die Aufstiegsroute mit der vom Defreggerhaus zusammen trifft, tauchten wir leider in eine dicke Nebelsuppe ein, aus der wir nicht mehr so schnell heraus kommen sollten. In der ausgetrampelten Spur reihte sich eine Seilschaft an die nächste und somit war hier die Orientierung nicht schwer, jedoch hatten wir auch nichts von der Aussicht. Nachdem wir am Großvenediger waren verwarfen wir den ursprünglichen Plan, die Venedigerkrone zu gehen und stiegen Richtung Defreggerhaus ab. Während beim Schlatenkees wenige, dafür extrem große Spalten waren ist der Weg zum Defreggerhaus mit vielen kleinen Spalten gespickt. Kurz vor dem Defreggerhaus kamen wir aus dem Nebel und so entschieden wir uns über das Frosnitztörl zur Badener Hütte zu gehen. Nachdem ich diesen Übergang jetzt kenne würde ich von diesem wegen erhöhter Steinschlaggefahr abraten!
Kurz vor der Badener Hütte begann das Wetter aufzulockern und so nutzte ich das kurze Wetterfenster, um auf die Kristallwand aufzusteigen und einen Blick auf die ursprünglich geplante Route zu werfen.
4. Hochfeiler (3510 m) – Zillertaler Alpen – der Berg mit vielen Gesichtern
Route: Pfitscher-Joch Straße – Hochfeilerhütte – Hochfeiler – und retour (1800 Hm, 7 km)
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Der Hochfeiler ist ein gutes Beispiel dafür, wie stark die Bedingungen im Hochgebirge variieren können. Da die Firnschneide teilweise komplett wegschmilzt, ist er an manchen Tagen ein Wander-3000er. Wenn jedoch der letzte Gipfelaufschwung eine harte Firnschneide ist, braucht die Besteigung einiges an Erfahrung.
Mir wird sicherlich die Besteigung lange in Erinnerung bleiben, bei welcher der Gipfel hart erarbeitet werden musste. Es war einer der Tage, wo man 50 Hm unter dem Gipfel bemerkt, dass man doch die Steigeisen mitnehmen hätte sollen. So standen wir bei starkem Föhnsturm knapp unterhalb des Gipfelkreuzes an, da sich die Bergschuhe beim besten Willen keinen Millimeter in den harten Schnee der Firnschneide schlagen lassen wollten. Gott sei Dank hatten wir ein Mini-Eisgerät mit und so schlugen wir eine Stunde lang Stufe für Stufe bis zum Kreuz und standen danach bei strahlend blauem Himmel überglücklich auf dem Gipfel. Freunde von mir haben berichtet, dass man unsere Stufen auch noch nach zwei Wochen gut sehen konnte.
5. Zuckerhütl (3505 m) – Stubaier Alpen – viel besucht
Route: Eisjoch – Pfaffenjoch – Zuckerhütl – Wilder Pfaff – Eisjoch (1200 Hm, 11 km)
Was tun, wenn im Frühjahr der Schnee in der Nacht nicht gut durchfriert – am besten eine hohe Skitour gehen, wo man mit Liftunterstützung schon weit oben startet. So entschieden wir uns auf das Zuckerhütl zu gehen, welches einen immer anlächelt, wenn man in das Stubaital fährt. An diesem Tag waren wir nicht die einzigen, welche diese Entscheidung getroffen hatten. So standen wir die letzten Meter zum Gipfel sowohl im Aufstieg als auch im Abstieg 20-30 Minuten im Stau. Normal würde ich mir das nicht antun, aber die restlichen Tourengeher waren recht rücksichtsvoll und wir hatten nichts anderes vor. Um jedoch in Ruhe eine Gipfelrast zu machen, stiegen wir anschließend auf den Wilden Pfaff auf.
Da es am Zuckerhütl jedoch nicht immer so gesittet zugeht und auch oft Gegenstände von Tourengehern oder auch die zugehörigen Tourengeher einem dort entgegen kommen können, ist man sicher besser beraten, diesen Berg an einem ruhigen Tag zu besuchen anstatt an einem Wochenende im Frühling.
6. Hochalmspitze (3360 m) – Ankogelgruppe – die Tauernkönigin
Route: Speicher Gößkar – Detmolder Grat – Hochalmspitze – Großelendkopf – Zsigmondykopf – Kordonspitz – untere die Steinernen Mannln – Speicher Gößkar (2050 Hm, 19 km)
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Das erste Mal stand ich am Gipfel der Hochalmspitze im Winter nach anstrengenden 2100 Hm von der Schönaubrücke, begleitet von starkem Sturm während des Aufstiegs. Ich weiß zwar nicht wie das ging aber am Gipfel war es dann praktisch windstill.
Jahre später kehrte ich im Sommer zurück, um mir den bekannten Detmolder Grat anzuschauen. Der Aufstieg ist landschaftlich sehr schön und der Granit ist fein zu klettern. Die Hochalmspitze ist im Sommer sehr gut besucht und da mir einige Nachbargipfel ins Auge gestochen sind, machte ich mich auf den Weg, diese zu besteigen. Abseits der Menschenmassen traf ich nur ein paar Steinböcke an. Um den Kontakt mit dem Hochalmkees und einer eventuellen Randkluft zu vermeiden kletterte ich nordseitig direkt unterhalb der Steinernen Mannln vorbei. Diese Variante erfordert Bergerfahrung und absolute Schwindelfreiheit. Es ist dafür umso beeindruckender, diesen bizarren Felsgestalten so nahe zu kommen.
7. Petzeck (3283 m) – Schobergruppe – das Highlight ist hier der See
Route: Raneralmhütte – Wangenitzsee – Petzeck – und retour (1600 Hm, 20 km)
Im Vergleich zu den schroffen Gesellen in der Schobergruppe, wie dem Glödis oder dem Hochschober ist das Petzeck ein eher unscheinbarer Gipfel und ich war daher umso mehr verwundert, dass dies der höchste Gipfel dieser Gebirgsgruppe ist. Es mag sein, dass das mäßige Wetter den Eindruck verfälscht hat, aber das landschaftliche Highlight auf dieser Tour war sicherlich der Wangenitzsee.
8. Hocharn (3254 m) – Goldberggruppe – Gipfel ohne Ende
Route: Hochtor – Tauernkopf – Roßköpfl – Roßschartenkopf – Hinteres Modereck – Herbertturm – Noespitze – Krummelkeeskopf – Artlhöhe – Schneehorn – Hocharn – Grießwies Schwarzkogel – und retour (1800 Hm, 20 km)
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Bei dieser Tour reiht sich ein Gipfel an den anderen und so stand ich am Ende auf 11 Gipfeln. Trotzdem war ich überrascht, dass es doch so viele Hm waren. Diese verteilen sich nämlich so gut auf die Strecke, dass man sie nicht so wahrnimmt. Am Rückweg hat man ständig den Großglockner und das Große Wiesbachhorn vor Augen, somit vergeht auch hier die Zeit wie im Flug.
Für diese Tour sollte das Wetter absolut stabil sein, da man ständig am Grat ist und es kaum Rückzugsmöglichkeiten gibt.
9. Großer Muntanitz (3232 m) – Granatspitzgruppe – zwischen Großglockner und Großvenediger
Route: Glanz – Sudetendeutsche Hütte – Wellachköpfe – Kleiner Muntanitz – Großer Muntanitz – und retour (1850 Hm, 18 km)
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Landschaftlich schöne Wanderung mit Aussicht auf den Großglockner auf der einen Seite und Großvenediger auf der anderen Seite. Bis zum Kleinen Muntanitz handelt es sich um eine Wandertour. Der Übergang vom Kleinen zum Großen Muntanitz ist mit einem Drahtseil versichert und ist nur Geübten zu empfehlen.
10. Hoher Riffler (3168 m) – Verwallgruppe – die Überraschung beim Gipfel
Route: Pettneu – Edmund-Graf-Hütte – Hoher Riffler – Kleiner Riffler – und retour (1900 Hm – 7 km)
Wer sich bei dieser Tour die Beschreibung davor nicht genau durchgelesen hat, steht am Vorgipfel bzw. Südgipfel unerwartet vor einem mehrere Meter breiten Spalt. Dieser ist erst auf den letzten Metern zu sehen und trennt den Nordgipfel mit seinem Gipfelkreuz ab. Bis dort hin ist die Tour eine schöne Wandertour. Beim Übergang zum Nordgipfel muss man einige Meter klettern, wobei es dort recht ausgesetzt ist. Es ist daher verständlich, dass die meisten am 2 m niedrigerem Südgipfel bleiben und von dort die Aussicht genießen.
11. Parseierspitze (3036 m) – Lechtaler Alpen – eine unvergessliche Bergform
Route: Grins – Gasiltal – Parseierspitze – Gatschkopf – und retour (2160 Hm, 15 km)
Grinner Ferner
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Als wir bei der Anfahrt zu dieser Tour durch strömenden Regen fuhren, studierten wir das Wetterradar, ob das Wetter für unsere Tour passen sollte. Wir hatten Glück und so konnten wir den sehr direkten Anstieg in Angriff nehmen und standen nach relativ kurzer Zeit am Gipfel. Anschließend bestiegen wir noch den Gatschkopf, von dem aus man die Parseierspitze mit seiner SO Flanke sieht, durch die wir zuvor aufgestiegen waren und man stellt sich dabei gleich einige Fragen. Durch diese Flanke sind wir aufgestiegen? Woher kommen die roten und grünen Bänder im Gipfelbereich? Wie kann sich der kleine Grinner Ferner SO-seitig ohne großem Nährgebiet noch halten?
Wer auf der Parseierspitze war, wird diese Gipfelform nicht mehr so schnell vergessen. Zu betonen ist, dass der Fels dort zum Aufsteigen zwar fester als erwartet war, jedoch durch viele lose Steine erhöhte Steinschlaggefahr herrscht, wenn dort mehrere Bergsteiger am Weg sind.