Tourendatum: 27.05.2020

Eigentlich wollte ich diesen Winter schon die Skitourensaison beenden, da ich Ende Mai schon eine so schöne Abschlussskitour hatte. Aber meine Freunde Evi und Lukas waren noch motiviert und die Bedingungen waren perfekt und so starteten wir früh morgens im Kaunertal an der Gletscherstraße. Das Ziel war die Weißseespitze über die Münchner Variante. Da andere Berichte von frühen Abfahrten berichteten, starteten wir so, dass wir um 9:00 oder 9:30 abfahren könnten.
Um diese Jahreszeit ist man das Ski tragen gewohnt, so dass es einem nicht lästig erscheint sondern ganz normal zur Tour dazu gehört. Mit der jetzigen Ausrüstung kann man das auch leicht sagen. Früher nahm man sich für 10 Minuten Ski tragen schon Halbschuhe mit.
Der Steilhang der Müncher Variante präsentierte sich an diesem Tag hart und da im flacheren Teil immer wieder Steine von oben kamen, wechselten wir in den steileren Bereich und stiegen mit Steigeisen auf. Sofort wurde uns klar, dass es über Nacht perfekt durchgefroren hatte und aufgrund der trockenen Luft dieser Nordhang erst im Laufe des Nachmittags auffirnen würde, wenn überhaupt.

Als wir im flachen Gletscherbecken des Gepatchferners ankamen, sahen wir auch hier, dass der Schnee nicht einmal annähernd daran dachte aufzufirnen und wir somit viel zu früh am Weg waren.
Es dauerte nicht lange und so trafen wir die für uns drei einzig logische Entscheidung, wir beschlossen uns die Zeit am Gepatschferner zu vertreiben. Die gute Spaltenabdeckung und die harte Schneeauflage sollten ein sicheres und schnelles Vorankommen ermöglichen. Lukas reizte der Fluchtkogel und so legte er einen kleinen Linksbogen ein, für mich ging es 5 km über den Gletscher zur Vorderen Hintereisspitze, während Evi schon die Mittlere Hintereisspitze anpeilte. Das Gefühl, dass man auf diesem Gletscher hat, kann man kaum beschreiben. Aufgrund der Dimension kommt man sich am ehesten wie in der Antarktis vor. Bei einem Blick zu den Freunden konnte ich nicht sagen, ob diese 5 Minuten oder 1 Stunde weit entfernt waren.

Der Aufstieg auf die Vordere Hintereisspitze aus dem Sattel zwischen Vorderer und Hinterer Hintereisspitze gestaltete sich um einiges Anspruchsvoller als im AV Führer beschrieben. Auf keinen Fall ein einfaches Schrofengelände oder Ier Gelände.

Bei meinen Ski wieder angekommen, hängte ich mir die Fell an den Hüftgurt des Ruckssacks und querte elegant die 500 m zum Gipfelaufbau der Mittleren Hintereisspitze. Mit Ski lassen sich solche Berge elegant miteinander verbinden. Die Mittlere Hintereisspitze ist der Skigipfel der drei Hintereisspitzen. Hier traf ich wieder auf Evi und als wir vom Gipfel abfuhren kam auch schon Lukas daher und wir beschlossen auch noch gleich die Hintere Hintereisspitze mitzunehmen.

Langsam machte sich bemerkbar, dass ich nur 1,5 l Getränk für die eigentlich geplante Tour mitgenommen hatte. Die Not macht ja bekanntlich erfinderisch und so kratzte ich die dünne Neuschneeschicht vom Gletscher und füllte den Schnee in eine leere Flasche und wickelte dann ein chemisches Wärmekissen herum. Nach gut einer Stunde hatte ich wieder etwas zu trinken.
Auf die Hintere Hintereisspitze stiegen wir nicht über den NO Hang auf, welcher der flachste Anstieg wäre. Hier schien im oberen Bereich die Schneeauflage auf den Steinplatten zu gering zu sein. Für uns ging es durch die teilweise gut 45° steile Nordseite, die sich an dem Tag hart aber herzlich präsentierte und somit auch noch eine lustige steile Abfahrt bot.

Ich hätte an diesem Tag wahrscheinlich die Weißseespitze, Weißseespitze sein lassen aber hier hätte ich meine beiden Freunde besser kennen müssen. Für Evi und Lukas war von Anfang an klar, dass es da auch noch rauf gehen würde.
Und nun ging es wieder gute 4 km über den Gepatschferner zurück auf die Weißseespitze. Da ich schon da war, musste ich die Zinne auch noch mitnehmen und folgte dann meinen beiden Freunden. Auch wenn der Gletscher einem auf die Weißseespitze flach erscheint, mussten wir noch an die 400 Hm zurück legen. Nachdem ich aufgefellt hatte und den Skating-Spuren von Evi und Lukas folgte, fragte ich mich, ob man hier wirklich gut Hm macht.

Nach gut 8 Stunden, kam ich auf der Weißseespitze an. Unser Plan ist perfekt aufgegangen, denn jetzt am Nachmittag hatten die Hänge am Gletscher begonnen aufzufirnen. Der steile Nordhang war noch auf der härteren Seite, bevor im unteren Bereich Sommerschnee folgte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass dies sicherlich eine meiner weitesten Skitouren war, die man so gar nicht planen würde. Hier muss man das Glück haben, mit den richtigen Freunden, zur richtigen Zeit am richten Ort zu sein.

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